Formel 1-Rennstrecke in Baku: Hamm Walzen veredeln anspruchsvollen Stadtkurs

2016 betrat die Formel 1 mal wieder Neuland: zum ersten Mal wurde ein Rennen in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, ausgetragen. Statt dort eine neue Strecke "auf der grünen Wiese" zu bauen, erarbeitete der deutsche Rennstreckenplaner Hermann Tilke, der bereits 2004 den Track in Shanghai geplant hatte, einen anspruchsvollen Stadtkurs mit 20 Kurven, einer Doppelschikane und einer Bergaufpassage. Die Strecke führt vorbei an Jahrhunderte alten Gebäuden im historischen Stadtkern, modernen Hochhäusern und dem Hafen am Kaspischen Meer. Damit die 22 Rennfahrer ihre Boliden standesgemäß bewegen können, haben Maschinen von WIRTGEN, VÖGELE und HAMM in den engen Straßen und auf den großen Boulevards einen hochwertigen Asphaltbelag hergestellt.

Schon Monate vor dem Rennen liefen in Baku die Vorbereitungen auf Hochtouren. So wurden eigens für den Grand Prix mitten in der Stadt sämtliche Anlagen wie Paddock inklusive Boxengebäude, Räumlichkeiten für die Teams, ein Medienzentrum, das Medical Center sowie die Zuschauertribünen errichtet. Aber zweifellos das größe Teilprojekt war der Asphalteinbau für den 6,003 km langen Kurs. Das Team des aserbaidschanischen Generalunternehmers AzVirt LLC hat auf über 113.000 m² eine Binder- und eine Deckschicht eingebaut. Dabei galten höchste Anforderungen an die Fahrbahnqualität, denn die FIA, Veranstalter der Rennen, geht in diesem Punkt keine Kompromisse ein. Immerhin erreichen die Formel-1-Boliden am Schluss der Runde auf einer knapp 2 km langen Geraden bei Vollgas Spitzengeschwindigkeiten von über 350 km/h. Und dann gilt: Auch wenn sie über einen Stadtkurs jagen, muss der Asphalt homogen, eben und hervorragend griffig sein.

Vom Kopfsteinpflaster zum High-Speed-Track

Und genau hier steckte die Herausforderung, denn Anfang des Jahres lagen in Baku noch ganz normale, asphaltierte Stadtstraßen, die zum Teil einige Jahre alt waren sowie historisches Kopfsteinpflaster. Um die Strecke renntauglich zu machen, schufen zunächst WiIRTGEN Großfräsen, ausgerüstet mit Feinfräswalzen und 3D-Steuerung, eine Oberfläche mit definiertem Profil in höchster Präzision. Entlang der alten Stadtmauer war das jedoch unmöglich. Dort liegt ein Jahrhunderte altes Kopfsteinpflaster, das als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes vom Rennen unbeschadet bleiben sollte. Hierfür entwickelte der international bekannte Asphaltberater Dr. Rainer Hart eine Sonderlösung mit Carbon verstärkten Asphaltbewehrungen.

Heiß-an-Heiß zu siebt

Rekordverdächtig ging es dann zu beim Einbau der Binder- und der Deckschicht, denn AzVirt hatte eine beeindruckende Armada von VÖGELE Fertigern und HAMM Walzen am Start. Absoluter Höhepunkt war der Heiß-an-Heiß-Einbau im Bereich unmittelbar vor der Strandpromenade: Dort bauten sieben der insgesamt acht Fertiger SUPER 1900-2 und 15 Hamm Tandemwalzen eine 52 m breite Fläche in einem Arbeitsgang ein. Für alle Beteiligten ein echtes Highlight!

HD, HD+ und HD CompactLine für hochwertige Verdichtung

Um die optimale Oberflächenqualität zu erhalten, setzte AzVirt bei der Verdichtung ausschließlich auf Tandemwalzen von HAMM. Die knickgelenkten Maschinen der Serien HD, HD+ und HD CompactLine sorgen schon durch ihre Konstruktion für eine gleichmäßige Gewichtsverteilung – eine wichtige Voraussetzung für hohe Ebenheit ohne Wulste und Risse. Ein anderer wichtiger Vorteil der HAMM Walzen ist die hervorragende Sicht. Die großen Walzen der Serie HD+ überzeugen dabei vor allem mit der Panoramakabine. Bei den Geräten der HD CompactLine bietet der taillierte Vorderwagen einen optimalen Überblick über den Arbeitsbereich. Nicht zuletzt punkten die HAMM Walzen auch durch die hervorragende Seitenfreiheit. Sie ermöglichte in Baku eine hochwertige Verdichtung entlang der vielen Randsteine, Einbauten und Mauern bis zum Rand. Dabei nutzten die Fahrer gerne auch den großen Spurversatz der knickgelenkten Walzen, um die Kanten problemlos präzise zu verdichten.

Oszillation schützt historische Bauten

Ein weiterer, entscheidender Faktor für die hochwertige Verdichtung war der Einsatz von Walzen mit Oszillation. Mit dieser Technologie verdichtet man dynamisch, leitet aber nur wenig Schwingungen in das Umfeld der Walze ein. Genau das war hier entscheidend, denn entlang der Strecke stehen viele historische Gebäude und unterhalb der Fahrbahn befinden sich Tiefgaragen und Unterführungen. Deshalb war in den meisten Bereichen die Verdichtung mit klassischer Vibration absolut verboten. "Stattdessen schrieb der Einbauplan HAMM Walzen mit Oszillation vor", erklärt Asphaltspezialist Hart und ergänzt: "So ist alles unbeschädigt geblieben und wir haben gleichzeitig hervorragende Verdichtungsergebnisse erzielt." Doch es gab in Baku noch einen Grund für die Oszillationsverdichtung: die spezielle Bewegung der Oszillationsbandage erzeugt sehr ebene Oberflächen mit guter Anfangsgriffigkeit. Unter anderem dank dieser Technologie konnte AzVirt die extrem hohen Ebenheitsanforderungen von 3 mm auf einer 4 m langen Richtlatte erfüllen.

Die besten Stadtstraßen der Welt

Bei der abschließenden Qualitätskontrolle zeigte sich, dass auf den ursprünglich inhomogenen Stadtstraßen eine Fahrbahndecke erster Güte entstanden ist. "Damit hat Baku dank des Formel 1-Rennens derzeit ohne Frage die besten Stadtstraßen der Welt", kommentierte Dr. Rainer Hart das Ergebnis der Asphaltarbeiten nach der Abnahme durch die FIA zufrieden.